Ein Feuerwerk aus Wortwitz und Energie
La Signora strapazierte die Lachmuskeln des Publikums
Der Abend fängt schon charmant an: La Signora - Frau, Showgirl und Außeritalienische - ist sehr angetan vom außergewöhnlich guten Aussehen des Publikums, von der tollen Bühne des Theaterlabors und vor allem von Ton- und Lichttechniker Juri. Und sie hat einiges springen lassen (unter anderem ein siebeneinhalb Kilo Kaninchen), um in der Kulturmetropole Bielefeld auftreten zu dürfen.
Da ist La Signora alias Carmela de Feo gelinde enttäuscht, dass nicht mehr Pressevertreter da sind. Und auch keiner vom Fernsehen. Schließlich und eigentlich ist sie ja bereits ein Star. Und anders als ihre männlichen Kollegen musste sie sich dafür nicht einmal ausziehen. Denn sie hat erstens Talent und zweitens als Italienerin das Lügen und Betrügen im Blut. Und so begeistert sie ein Millionenpublikum mit Themen wie „Wie der Thermomix die Hausfrau wegrationalisiert“ und „Grillen – so entspannen Männer“. Oder sie verrät schon mal Einzelheiten aus ihrem neuen Krimi (ja, die Signora kann auch schreiben), wo, genialer Einfall, Möbel die Hauptrollen spielen.
Nicht wegzudenken ist bei La Signora natürlich ihr Akkordeon. Gemeinsam mit dem treuen Begleiter präsentiert sie, witzig eingedeutscht, bekannte Songs wie „Azurro“ („Abgase“) oder „Boombastic“ („Mr. Knabber Knabber“). Auch großartig: Ein Medley aus Kinderliedern und Abzählreimen. Dabei zeigt sich, dass die Signora recht gut singen kann und eine schöne Stimme hat, was sie allerdings hinter schrägen Tönen und gelegentlichem Kreischen zu verbergen weiß. Nicht kaschieren kann sie allerdings, dass sie eine hervorragende Akkordeonspielerin ist. Das hat sie schließlich an der Folkwang Musikhochschule studiert, dazu kann sie eine international erfolgreiche Konzertkarriere vorweisen, unter anderem widmete sie sich am Bandoneon auch dem Tango.
Was La Signora ausmacht, ist ihre unbändige Energie. Sie quatscht, spielt, singt und tanzt durch den Abend mit allem, was ihr Körper hergibt. Da werden mal sexy die Hüften geschwungen, mal wird wild herum gehüpft. Natürlich macht sie für die perkussive Begleitung auch vor dem eigenen Bauch nicht halt. Und selbstverständlich nicht vor dem ungehemmten Ausdruck starker Emotionen - die Dame ist, auch wenn sie einen lockeren Ruhrpott-Slang pflegt, schließlich Italienerin. Da heißt es vor allem Tränen zeigen. La Signora ist gerührt von der Hausfrau im Publikum, die immer leise putzt, um keinen zu stören. Und auch ihr unstillbarer Hunger nach Liebe treibt sie immer wieder zum Weinen. Außerdem ist der Auftritt auch echt anstrengend: mit dazwischen quatschenden Männern, lüsternen Fotografen und einem Publikum in den ersten zwei Reihen, welches den gemeinsamen Song nicht kann, obwohl man den ganzen Tag geprobt hat.
Im Gegenzug sorgt La Signora dafür, dass der Abend auch für die Lachmuskeln des Publikums sehr strapaziös wird. Ob sie tanzt, singt oder erzählt, Carmela de Feo ist einfach urkomisch. Mit viel Improvisationstalent und Schlagfertigkeit bezieht sie immer wieder das Publikum mit ein und beweist dabei einigen Wortwitz, auch mal um die Ecke. Etwa, wenn sie einem Zuschauer auf seine Bemerkung, er grille nicht, weil kein Acrylamid möge, antwortet „Superman auch nicht“. Und nicht zuletzt mit ihrer starken Gestik und unglaublichen Mimik schafft es La Signora, dass das Publikum aus dem Lachen kaum wieder heraus kommt.