Herz intakt statt Herzinfarkt“

 

NW-Treff rund um das Thema Herzinfarkt

 

Sie stehen immer noch ganz oben auf der Liste der Todesursachen: Koronare Herzkrankheiten und Herzinfarkt. Beim NW-Treff in der Ravensberger Spinnerei berichteten Privatdozent Dr. Carsten Israel und Dr. Wladimir Tschishow, Kardiologen des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld, über Ursachen und Risikofaktoren eines Herzinfarkts, moderne Behandlungsmöglichkeiten sowie das Leben nach dem Infarkt.

 

Die Symptome eines Infarkts sind nicht immer eindeutig. Statt des klassischen linksseitigen Brustschmerzes fühlen die Betroffenen häufig eher einen beklemmenden Druckschmerz in Brustbereich und Oberbauch. Dieser kann bis in Rücken, Arme und Kiefer ausstrahlen, verbunden mit Schweißausbrüchen, Erbrechen und Todesangst. Es gibt aber auch „stumme“ Herzinfarkte, bei denen keine Schmerzen, sondern eventuell nur Gefühle der Luftnot auftreten. Vor allem bei Frauen können die Symptome untypisch sein, etwa nur ein Druckgefühl und ein allgemeines Unwohlsein. Wichtig ist: Bei Verdacht eines Infarkts sofort den Notarzt rufen. Lieber einmal zu viel, denn nach ca. 5 Stunden können schon große Teile des Herzmuskels abgestorben sein. Bis der Krankenwagen kommt sollten Angehörige sofort eine Druckmassage durchführen.


Die Ursachen für einen Herzinfarkt sind vielfältig: Alter, Geschlecht und genetische Veranlagung sind Faktoren, die man nicht verändern kann. Aber viele weitere Risikofaktoren können wir selbst beeinflussen. Vor allem das Rauchen, bei dem nicht nur Nikotin und Teer, sondern viele weitere Gifte, wie Arsen oder radioaktives Polonium eingeatmet werden, ist Risikofaktor Nr. 1. Wer etwa 40 Zigaretten pro Tag raucht, hat ein 10 Mal höheres Infarktrisiko als ein Nichtraucher. Auch auf den Verzehr von Grillfleisch sollte man lieber verzichten. Denn fette Ernährung erhöht die Konzentration von „schlechtem“ Cholesterin, das sich an den Arterienwänden einlagert. Zudem kann sie zu Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes führen, alles Risikofaktoren für einen Herzinfarkt. Kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, vervielfacht sich das Infarktrisiko. So hat ein Raucher mit Übergewicht, Bluthochdruck und Zucker, der zudem noch eine genetische Veranlagung hat, hat ein 330 Mal höheres Risiko, an Herzinfarkt zu erkranken! Stress ist nur ein Risikofaktor zweiter Ordnung, indem er häufig zu vermehrtem Rauchen und Essen sowie zu Bluthochdruck führt.


Wenn man bereits unter einer koronaren Herzerkrankung leidet und die Angina Pectoris, also die Brustenge, an Intensität, Häufigkeit und Dauer zunimmt und auch ohne Belastung auftritt, sollte man bei Brustschmerz sofort einen Kardiologen aufsuchen. Nachdem ein EKG auf einen Herzinfarkt, also den Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße hinweist, wird in der Regel eine Stentbehandlung durchgeführt. Dabei wird über einen Herzkatheder die Engstelle in der Arterie gedehnt und mit einem filigranen Gitter (Stent) gestützt. Mit dieser Behandlung konnte die Sterberate deutlich gesenkt werden. In den ersten 6 Monaten kann es zu einer Wiederverengung an der Stelle des implantierten Stents kommen. Um dies zu verhindern, werden - vor allem bei über eine größere Länge sehr engen Gefäßen - Stents mit Medikamentenbeschichtung benutzt, die das Zuwachsen verhindern.


Was muss man nach einem Herzinfarkt beachten? Eine medikamentöse Behandlung ist auf jeden Fall angeraten. 75-100mg ASS100 täglich verhindern eine Thrombose am Stent. Cholesterinsenker, wie Statine, senken nicht nur das Herzinfarkt-, sondern auch das Schlaganfallrisiko. Ebenso wie ACE-Hemmer, die Herzmuskel und Gefäße schützen. Betablocker hemmen die Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und sorgen mit der Senkung der Herzruhefrequenz und des Blutdrucks für ein niedrigeres Infarktrisiko. Der beste Schutz vor einem erneuten Herzinfarkt ist die Einnahme aller vier Medikamente. Ganz entscheidend ist körperliche Aktivität: Am besten jeden Tag 30-40 Minuten. Wichtig: Nicht an die Leistungsgrenze gehen, sondern nur bis höchstens 60 Prozent der maximalen Pulsfrequenz. Mit moderatem Sport, zum Beispiel in einer Herzsportgruppe, kann man Blutdruck und schlechte Cholesterine senken. Neue Adern wachsen und ebenso die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Ein weiter wichtiger Schritt zum Schutz vor einem Herzinfarkt ist, die Essgewohnheiten zu ändern. Weniger tierische Fette, also Fleisch und Eier, und weniger Kohlehydrate, das heißt Süßigkeiten in Maßen! Dafür lieber viel Ballaststoffe und Vitamine. Da man mit dieser Ernährung auch abnimmt, senkt man gleichzeitig den Blutdruck und das Risiko, Diabetes und Krebs zu bekommen. Eine gute Nachricht für Weinliebhaber: Gemäßigter Alkoholgenuss, etwa ein bis zwei Gläser Rotwein am Tag schaden nicht.